Ferien
Usedom (D): Zeitreise inklusive

Caren Battaglia






Gabriela Gründler
Wen man trifft: Oma und Opa mit Enkeln, weil Usedom-Urlaub Tradition ist, ältere Leute, Familien. Wen man nicht trifft: Ballermann-Touristen und junge Leute, die mal so richtig etwas erleben wollen.
Aktivitäten: Löcher in den Sand buddeln, Nase in Sonne und Wind stecken, Räuchereien besuchen und nachher den Fisch essen.
Highlights: Verträumte Bäderarchitektur, Waffeln in Mellenthin. Salz-Peeling im Ahlbecker-Hof und eine beleuchtete Badewanne. Für ein Bad in Blau. Usedomer Brauhaus: besichtigen, probieren und manchmal wird abends getanzt. Spektakulär niedrige Preise. Vor allem beim Shopping-Nachmittags-Ausflug nach Polen.
Tieftaucher: Die weite Anreise. Nächstes Mal: Fliegen.
www.usedom.de, www.seetel.de/hotels-resorts-usedom, www.wasserschloss-mellenthin.de
Kein «Frosch im Cabrio» aus Lautsprechern. Keine Hüpfburg. Kein Kinder-Wrestling. Kein Kinder-überhaupt-irgendwas an keinem Ort nirgends. Stattdessen Sand, Meer, Wind, Waffeln. Fertig. Das sind schon alle Zutaten für einen herrlich altertümlichen Inselurlaub auf Usedom. Nicht all-inclusive, aber Zeitreise inklusive. Denn neben den hölzernen Bollerwagen zum Mieten, den Fahrrädern zum Leihen, klassischen Konzerten und Fisch-Räuchereien beamt uns die fein ziselierte Architektur der alten Seebäder zurück in eine Zeit, in der die Damen Sonnenschirmchen, Herren Strohhüte, Kinder Matrosenanzüge trugen und man noch in die «Sommerfrische » fuhr oder gleich ganz vornehm ins «Bad». «Kaiserbäder» heissen auf Usedom denn auch die drei Orte Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Und weil hier alles ein bisschen so wirkt, als habe man gerade den Staub von etwas Antikem gepustet, gibts in vielen Hotels tatsächlich nachmittags Tanztee: Mit Kapelle, Krawatte und Kännchen Kaffee. Unser romantischer «Ahlbecker Hof» bietet stattdessen Hallenbad und Spa und alles, was man so braucht, wenns draussen vor den Jugendstilfenstern mal regnet. Warum Kinder-Animation eine Rarität ist? Weil in der damaligen DDR Frauen und Männer zu 100 Prozent gearbeitet haben. Da wollte man in den Ferien den Nachwuchs bei sich haben. Und genau das wollen wir auch. Weil es verdammt schön ist, gemeinsam der Ostsee beim Wellenmachen zuzugucken oder im Garten des reetgedeckten Gutshof Mellenthin auf seine Waffel zu warten. Mit Kirschen. Oder Sahne. Oder beidem. Schlank war im Osten Deutschlands noch nie ein Schönheitsideal. Unseres hat auch mal Ferien verdient.
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